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Wiesenbrüterschutz im Irschener Winkel

Rückblick auf das Jahr 2020

Der Irschener Winkel galt jahrelang als Schwerpunkt-Brutgebiet des Kiebitz. Noch bis in die Mitte der 1980er Jahre brüteten hier bis zu 20 Paare dieser mittlerweile stark gefährdeten Art. Auch das Braunkehlchen und der Wiesenpieper zählten in dieser Zeit zu den typischen Wiesebrütern. Alle drei Arten sind mittlerweile leider als Brutvögel verschwunden. In den vergangenen Jahren konnten aber zumindest vereinzelt immer mal wieder einige Vögel dieser Arten als Durchzügler oder Nahrungsgast im Frühjahr beobachtet werden.
Da sich der Lebensraum in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert hat, besteht begründete Hoffnung, – bei Einhaltung bzw. Durchführung bestimmter Regeln und Maßnahmen – dass diese Wiesenbrüter, allen voran der Kiebitz, in den Irschener Winkel zurückkehren.
Aus diesem Anlass wurden durch den Gebietsbetreuer Chiemsee und die Gemeinde Bernau im südlichen Teil des Irschener Winkels Hinweistafeln zum Wiesenbrüterschutz aufgestellt. Primäres Ziel ist es, dass das etwa 50 ha große Gebiet zwischen Autobahn, Birkenallee, Chiemseerundweg (Siebertweg) und Bahnlinie in der Brutzeit von Anfang März bis Ende Juni nicht von Spaziergängern und Hundehaltern betreten wird. Denn die bodenbrütenden Vögel benötigen ein störungsfreies Areal, um sich hier anzusiedeln.

Dass eine Akzeptanz in der breiten Bevölkerung gegeben ist und die Maßnahmen durchaus greifen, zeigte sich im Frühjahr als Kiebitze mehrmals beobachtet wurden. Sogar der Große Brachvogel (Rote Liste Kategorie 1 „vom Aussterben bedroht“) konnte mit zum Teil mehreren Individuen als Nahrungsgast gesichtet werden. Und auch die Weißstörche nutzen das Gebiet zur Nahrungssuche. Leider war aber auch zu beobachten, dass sich immer wieder einzelne Besucher (noch) nicht an die temporäre Wegesperrung hielten. Und letztendlich konnte für dieses Jahr auch noch kein Bruterfolg für den Irschener Winkel verzeichnet werden.
Erfreulicherweise gab es im April auch einzelne Beobachtungen von Braunkehlchen und Schwarzkehlchen. Damit sich auch diese Arten wieder dauerhaft als Brutvögel im Irschener Winkel niederlassen sind ggf. noch leichte Verbesserungen des Lebensraumes nötig. Hier bedarf es vor allem der Landwirte, die dankenswerter Weise bereits viele Wiesen extensiv im Rahmen des Vertragsnaturschutzprogrammes bewirtschaften und so einen ganz wichtigen Beitrag leisten, damit das gekennzeichnete Wiesenbrütergebiet überhaupt weiterhin als Lebensraum für die genannten Arten in Frage kommt.
Schließlich zeigte sich die große Bedeutung des Gebietes für Wiesenvögel auch nach den intensiven Regenfällen Anfang August, als zahlreiche Limikolen, wie etwa der Bruchwasserläufer, die überschwemmten Wiesen im Irschener Winkel bevölkerten, um sich hier für den Weiterzug nach Afrika zu stärken.
Auch wenn dieses Jahr noch kein Brutnachweis des Kiebitz oder anderer zuletzt hier nicht mehr brütenden Wiesenbrüterarten gelang, stimmen die Beobachtungen aus dem Jahr 2020 durchaus positiv und lassen hoffen, dass es schon 2021 mit der Ansiedlung klappen könnte. Ganz wichtig ist allerdings, dass das Areal wirklich in der Zeit von Anfang März bis Ende Juni von Spaziergängern und Hundehaltern gemieden wird und die dadurch bedingten Umwege von letztendlich nur wenigen hundert Metern in Kauf genommen werden. Um das Gebiet zudem noch weiter zu optimieren, wäre es wünschenswert, wenn noch einzelne Wiesen für den Wiesenbrüterschutz aufgewertet werden könnten, etwa durch extensive Bewirtschaftung im Rahmen des Vertragsnaturschutzprogrammes.

Dirk Alfermann, Gebietsbetreuer Chiemsee

 
 

Kiebitz 2

 Kiebitz: vielleicht schon in wenigen Jahren wieder Brutvogel im Irschener Winkel.

2_Schwarzkehlchen_(Foto_Johannes_Almer) (2)

Das Schwarzkehlchen konnte im April mehrfach im Irschener Winkel beobachtet werden.

3_Weißstorch_(Foto_Johannes_Almer) (2)

Auch die Weißstörche nutzen den Irschener Winkel zur Nahrungssuche.

4_Bruchwasserlaeufer_(Foto_Johannes_Almer) (2)

Bruchwasserläufer auf den überschwemmten Wiesen im Irschener Winkel.

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